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Gekonnt reflektieren: Wie funktioniert ein Lerntagebuch?

Die vielen Facetten des Tagebuchs

In Emmendingen, im Süden Deutschlands, nahe bei Freiburg, gibt es seit einigen Jahren das Deutsche Tagebucharchiv. Hier werden Tagebücher, Erinnerungen, Briefwechsel sowie Erinnerungsträger, zum Beispiel Fotos oder persönliche Dokumente, gesammelt. Am 12. Juni, dem Tag des Tagebuchs, wird des wohl berühmtesten Tagebuchs gedacht. Dieser Gedenktag erinnert nämlich an Anne Frank, das Mädchen, das ab seinem 13. Geburtstag in einem Notizbuch Erlebnisse und Gedanken aufschrieb, als es sich mit seiner jüdischen Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis versteckte, und das 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen starb. In einem Tagebuch lassen sich Erlebnisse, eigene Aktivitäten, Gefühle und Stimmungen notieren. Ein Tagebuch zu schreiben, kann einen befreienden Effekt haben. Daher wird das Schreiben von Tagebüchern auch von Therapeuten empfohlen.

Leitfragen zur Reflexion

Für den Unterricht interessant und hilfreich sind sogenannte Lerntagebücher. In einem Lerntagebuch können schon Schüler der fünften Klasse beispielsweise folgende Fragen beantworten:

  1. Wie fandest du den Unterricht?
  2. Was hast du heute Neues gelernt?
  3. Wie hast du gelernt?
  4. Bist du mit dir zufrieden?
  5. Hast du das Thema verstanden?
  6. Wo hattest du Schwierigkeiten?
  7. Was hast du heute als Hausaufgabe auf?
  8. Welche Ziele hast du für die nächste Woche?

Gekonnt reflektieren ist gar nicht schwer!

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Lerntagebuch schreiben nach dem SMART-Prinzip

Man muss sich zunächst klarmachen, welche Funktion ein Lerntagebuch hat. Beispielsweise kann man in einem solchen Tagebuch über seinen eigenen Lernfortschritt nachdenken, eigene Stärken und Schwächen erkennen, sich einen Überblick verschaffen, was man in den letzten Wochen im Unterricht gemacht hat, und Schwierigkeiten wahrnehmen bzw. gemeinsam überwinden.

Im Lerntagebuch können Ihre Schüler Ziele formulieren, zum Beispiel „Ich werde in der nächsten Woche dreimal 30 Minuten lang Mathe-Aufgaben rechnen, damit ich im Test eine Zwei schreibe“. Diese Notiz versehen Ihre Schüler mit Datum, sodass sie hernach selbst überprüfen können, inwieweit sie ihre Ziele erreicht haben. Wichtig dabei ist, dass die Lernenden ihre Ziele „SMART“ formulieren, d. h.

S = spezifisch – zum Beispiel bezogen auf das Fach Mathe
M = messbar – zum Beispiel 30 Minuten, Note 2
A = attraktiv, aktivierend – zum Beispiel soll es ein lohnendes Ziel sein
R = realistisch – ich beherrsche dann die Bruchrechnung
T = mit Termin – zum Beispiel am 12. Juni. Bei Erreichen: An diesem Termin lade ich Freunde ein.

Das Tagebuch wird für die Lernenden zu einer Plattform, auf der sie persönliche Gedanken über ihren Lernprozess schriftlich fixieren und darüber reflektieren. Gedanken, Gefühle, Eindrücke, Erlebnisse und Vorhaben bezüglich des Unterrichts und ihrer eigenen Arbeit werden schriftlich festgehalten. Mit den Eintragungen dokumentieren die Schüler, was sie im Unterricht verstanden haben und welche Schwierigkeiten noch bestehen. Das Schreiben erfordert eine selbstständige, eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand.

Das Lerntagebuch fördert Vertrauen

Wenn gewünscht, kann die Lehrkraft auch jedem Schüler individuell Rückmeldung zu seinem Lerntagebuch geben. Ein Lerntagebuch verbessert oft die Kommunikation zwischen Lehrkraft und Schüler, weil es als Gesprächsgrundlage dient. Ihnen erschließen sich durch die persönlichen Aufzeichnungen Ihrer Schüler unerwartete Möglichkeiten, das Schülerverhalten zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren. So können Sie Ihr Handeln optimieren und verstärkt auf die Tätigkeit Ihrer Schüler und deren Lernwege fokussieren. Ihr Unterricht wird besser mit den Schülern abgestimmt, und Sie sind in der Lage, individuelle Förderangebote zu konzipieren sowie Ihren Schülern Anregungen zur Veränderung ihrer Lernstrategie zu geben, damit diese ihre Leistungen verbessern können. Das Lerntagebuch fördert also die Interaktion zwischen Schüler und Lehrkraft – eine vertrauensbildende Maßnahme. Allerdings sollte der Eintrag ins Lerntagebuch regelmäßig erfolgen und für alle Schüler verpflichtend sein. Sehen Sie aber von einer Benotung der Notizen ab, damit Ihre Schüler frei und unbekümmert schreiben können.

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