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Pro- und Contra-Referate

Methodenbereich „Sich im Improvisieren üben“

Aus einem Beitrag von Jonas Lanig

Diese Methode eignet sich für Stunden, in denen sich die Schüler*innen eine Meinung bilden sollen und in denen dazu unterschiedliche Standpunkte ausgetauscht werden. Anfangs führen Sie kurz in das Thema ein und bitten die Schüler*innen, sich als Befürworter oder Gegner zu erkennen zu geben. Wer der Ausgangsfrage zustimmt, erhält eine grüne, wer sie ablehnt, erhält eine rote Karteikarte. Dann notieren die Schüler*innen auf ihrer Karte gut lesbar ein Argument, das ihre Position stützt und das deshalb in die Diskussion eingebracht werden sollte. Anschließend werden die grünen und die roten Karten getrennt eingesammelt. Die Kartenstapel gehen an zwei besonders eloquente Schüler*innen, die sich im Zusammenhang mit der Themenfrage schon eindeutig positioniert haben. Auf der Basis der eingesammelten Karten halten beide aus dem Stegreif ein Referat, bei dem sie die Pro- und  Contra-Argumente ihrer Mitschüler*innen in eine geschlossene Form bringen und dabei unvermeidbare Wiederholungen oder abseitige Begründungen möglichst geschickt überspielen. Sie agieren dabei wie Staatsanwalt oder Verteidiger – nur dass ihre Argumente jeweils „ausgeliehen“ und das Ergebnis einer kollektiven Anstrengung sind

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© LaylaBird in E+ via Getty Images

Ein Beispiel aus dem Ethikunterricht: Streit um dem Veggie-Day

Ob unsere Schüler*innen regelmäßig Fleisch verzehren oder ob sie gänzlich darauf verzichten – das muss ihre Privatsache bleiben. Die Einführung eines Veggie-Days dagegen ist eine öffentliche Angelegenheit. Denn hier sollen sämtliche Kantinen und Mensen dazu verpflichtet werden, wenigstens an einem Wochentag ganz auf fleischlose Kost umzustellen. Dieses Vorhaben ist äußerst umstritten, weil die Befürworter damit einen Protest gegen die Zustände in der Massentierhaltung verbinden, die Gegner im Veggie-Day aber einen Ausdruck staatlicher Bevormundungsmentalität sehen.

Viele Schüler*innen haben sich über dieses Thema noch keine Gedanken gemacht. Sie werden sich eine grüne oder eine rote Karte aushändigen lassen, werden sich aber erst bei der Suche nach überzeugenden Argumenten wirklich mit der Materie auseinandersetzen. Und sie werden genau zuhören, wenn die Befürwortenden und die gegnerische Seite ihre improvisierten Plädoyers halten.

Pro und Contra Veggie-Day

Grüne Karten
  • Die Zustände in der Massenviehhaltung sind wirklich unerträglich. Daran will der Veggie-Day erinnern.
  • Der Veggie-Day ist ein eher symbolisches Projekt, durch das niemand gegängelt oder bevormundet werden soll.
  • Tiere, die nur als Fleischproduzenten aufgezogen werden, sind ein Verrat an der Schöpfung.
  • An einem Wochentag ganz auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten, hat in unserer Kultur eine lange Tradition.
  • Der Veggie-Day ist auch ein Zugeständnis an die Dritte Welt, weil hier die Menschen unter dem Fleischkonsum des Westens zu leiden haben.
  • Der fleischlose Donnerstag soll nur für öffentliche Kantinen und Mensen gelten. Er gilt nicht für Gaststätten – und für zu Hause sowieso nicht.
  • Wer nicht einmal an einem Tag in der Woche ohne Fleisch auskommt, bei dem liegt offensichtlich bereits ein Suchtphänomen vor. Das aber muss von öffentlichen Einrichtungen nicht auch noch unterstützt werden.
  • Der Veggie-Day ist auch ein Beitrag zur Volksgesundheit. Denn zu viel Fleisch macht krank.
  • Erst durch den Veggie-Day erfahren viele Menschen, wie lecker und abwechslungsreich in der fleischlosen Küche gekocht wird.

 

Rote Karten

  • Viel wichtiger als die Zwangsbeglückung durch einen Veggie-Day wären Informationen über gesunde Ernährung.
  • Der Veggie-Day erfüllt nur eine Alibi-Funktion: Nach dem fleischlosen Donnerstag wird der Bedarf an Fleisch danach umso größer sein.
  • Mit dem Veggi-Day sollen die Nutzer öffentlicher Mensen und Kantinen entmündigt werden.
  • Die fleischlose Küche ist viel zu langweilig und viel zu einseitig, als dass man sie den Menschen gegen ihren Willen aufzwingen sollte.
  • Fleisch enthält Eiweiß und andere wichtige Nährstoffe. Deshalb ist das Fleisch in öffentlichen Kantinen auch ein Beitrag zur ausgewogenen Ernährung. 
  • Viel wichtiger als ein Veggie-Day wären regelmäßige Angebote für Diabetiker und für Menschen mit einer Laktoseunverträglichkeit.
  • So lässt sich an den Ernährungsgewohnheiten der Deutschen nicht wirklich etwas ändern. Denn in privaten Betrieben und im Haushalt bleibt das Fleisch auf der Speisekarte.
  • Um gegen die Massentierhaltung zu protestieren, sollte man sich beim Kauf lieber für Bio-Fleisch entscheiden – nicht aber für irgendwelche Tofu-Produkte.
  • Mit der Umstellung auf vegetarische Kost wären die meisten Kantinen und Mensen finanziell überfordert.

 

Tags: Methoden
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