Abgestempelt zum Außenseiter? - Resozialiserung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Abgestempelt zum Außenseiter?

Gymnasium

Ethik / Philosophie

9. | 10. Klasse

8 Unterrichtsstunden

Beschreibung

Wie gelingt nach einer Haftstrafe der Weg zurück in die Gesellschaft? Und wie gehen wir als Gemeinschaft mit denjenigen um, die am Rande stehen? Der als Fernsehkommissar Kowalski aus der Serie „SOKO Leipzig“ bekannte Schauspieler Steffen Schroeder engagiert sich als ehrenamtlicher Vollzugshelfer. In seinem Buch „Was alles in einem Menschen sein kann“ gibt er Einblick hinter Gefängnismauern und erzählt von seiner Begegnung mit Verurteilten. Sein Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Anhand von Textauszügen reflektieren die Lernenden Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements. In Gruppen erarbeiten sie Vorschläge für Verbesserungen im Strafvollzug. Im Rollenspiel üben sie den Perspektivwechsel aus Sicht der Opfer und Täter und schärfen ihre Urteilskompetenz.
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Kompetenzen

Klassenstufe:10/11
Dauer:7 Unterrichtsstunden + 1 Stunde Lernerfolgskontrolle
Kompetenzen:Die Begriffe „Philosophie“, „Ethik“ und „Moral“ voneinander abgrenzen; philosophische, strafrechtliche und alltägliche Fragen unterscheiden; ethische Grundsätze, auf denen unser Rechtswesen beruht, benennen und erläutern; die Tragfähigkeit unterschiedlicher ethischer Ansätze beurteilen; die Bedeutsamkeit und die Orientierungsfunktion philosophischer Fragen begründen
Thematische Bereiche:Strafe, Straftat, Strafmaß, Resozialisierung, Ehrenamt, ehrenamtliche Vollzugshelfer, Recht, Gerechtigkeit
Medien:Texte, Bilder
Methoden:Rollenspiel, Flyer erstellen, Comic zeichnen, Plakate gestalten

Inhaltsangabe

Stunde 1„Mörder ist, wer …“ – Was unterscheidet Mord von anderen Tötungsdelikten?

M 1„Mörder ist, wer …“ – Textauszüge zur Gesetzgebung von 1700 v. Chr. bis heute / Laut § 211 Strafgesetzbuch (StGB) unterscheidet sich Mord durch „Vorsatz“, aber auch „Heimtücke“ von anderen Tötungsdelikten. Wie aber lassen sich „niedrige Beweggründe“ nachweisen? Die Lernenden vergleichen die ethischen Grundpositionen, die sich in der Gesetzgebung Hammurabis, Solons und des StGB im Umgang mit dem Tatbestand Mord widerspiegeln.
M 2„So einen sollte man doch …!“ – Hinter jeder Tat steht ein Mensch / Die Lernenden befassen sich mit Zielsetzungen des modernen Strafvollzugs und entwickeln Vorschläge für dessen Reform.
M 3Gibt es ein Recht auf eine zweite Chance? / Ausgehend von Steffen Schroeders Bericht über seine erste Begegnung mit Micha diskutieren die Lernenden, ob und wenn ja warum jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat.

Stunde 2„Bin ich meines Bruders Hüter?“ – Wieso Verantwortung übernehmen?

M 4„Bin ich meines Bruders Hüter?“ – Wieso Verantwortung übernehmen? / Immer wieder hinterfragt Steffen Schroeder seine eigenen Motive. Micha hingegen weigert sich, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Er sieht sich vor allem als Opfer des Systems. Er fühlt sich von der Gesellschaft abgelehnt, die er in Teilen dafür verantwortlich macht, was aus ihm geworden ist. Wie gehen die beiden mit Verantwortung um?
M 5Haben wir nicht alle unser Päckchen zu tragen? / Wie hat sich Michas Perspektive auf sein Leben und seine Tat im Laufe der Beziehung zu Steffen verändert? In Partnerarbeit führen die Lernenden einen sokratischen Dialog über Dinge, für die wir als Teil der Gesellschaft Verantwortung übernehmen.
Vorzubereiten:Sie benötigen die Sprechblase in vergrößerter Kopie auf Folie, einen Overhead-Projektor oder Beamer.

Stunde 3„Wer nicht hören will, muss fühlen!“ – Wozu Strafe?

M 6„Wer nicht hören will, muss fühlen!“ – Wozu Strafe? / Gehört es zu den Strafzwecken, Rachegelüste zu befriedigen? Die Lernenden befassen sich mit Auszügen aus dem Strafgesetzbuch, das den Justizvollzug regelt und lernen unterschiedliche Perspektiven auf den Strafvollzug kennen.

Stunde 4Aufgeben verboten – Nächstenliebe bis zur Erschöpfung?

M 7Aufgeben verboten – Nächstenliebe bis zur Erschöpfung? / Erwartungen von Strafgefangenen an ihre Kontaktpersonen stellen für diese oft eine Herausforderung dar. Sie fühlen sich nicht selten vereinnahmt. Die Lernenden reflektieren das Spannungsfeld zwischen Helfersyndrom und Solidaritätsprinzip. Ein Textauszug legt Steffen Schroeders Motive für sein ehrenamtliches Engagement dar.
M 8Das irrende Gewissen – „Die Protokollantin“ (ZDF) / „Die Protokollantin“ führt in der gleichnamigen ZDF-Serie Verbrecher, die ungeschoren davongekommen sind, ihrer vermeintlich gerechten Strafe zu, bis ihr Zweifel kommen. Können wir Verbrechen wirklich abschließend beurteilen? Oder ist Bescheidenheit gefordert?

Stunde 5Erwartungen und Erwartungserwartungen

M 9Der denkt jetzt bestimmt, ich denke …“ – Erwartungen und Erwartungserwartungen / Damit die Begegnungen zwischen Häftlingen und Ehrenamtlichen gelingt, ist es notwendig, eine gemeinsame Ebene zu finden, Erwartungen und Vorstellungen von Erwartungen des Gegenübers („Erwartungserwartungen“) miteinander in Einklang zu bringen. Ein Textauszug zeigt, wie Micha und Steffen Schroeder im Gespräch die Balance zu finden versuchen.

Stunde 6Ein eigener Staat hinter Gittern – Wie sind Gefängnisse organisiert?

M 10„Ein eigener Staat hinter Gittern?“ – Mikrokosmos Gefängnis / Im Gefängnis gelten eigene Regeln. Aus Überlastung oder Bequemlichkeit wird es der jeweils tonangebenden Gruppe überlassen, die Verhältnisse zu regeln. Erpressung, Folter oder Vergewaltigungen unter den Häftlingen werden in Kauf genommen. Micha beschreibt die Knasthierarchie am Beispiel der „Diebe im Gesetz“. Die Lernenden reflektieren die Folgen ihres „Regimes hinter Gittern“.

Stunde 7Das Recht zu hoffen

M 11Das Recht zu hoffen / Ausgehend von einem Textauszug des Philosophen Axel Schlot erstellen die Lernenden arbeitsteilig Texte, Plakate, Flyer und Comics zu Ursprung und Funktion von Hoffnung. Die Stunde kann den Auftakt zu einer Projektwoche bilden, in der mit externen Partnern aus Prävention, Opfer- und Straffälligen-Hilfe zusammengearbeitet wird.
Vorzubereiten:Für den Flyer oder Comic benötigen die Lernenden DIN-A4-Blätter, Plakate oder Stifte.

Stunde 8Lernerfolgskontrolle

M 12Klausurvorschlag / Mithilfe der Klausur kann der Lernstand der Schülerinnen und Schüler abschließend geprüft werden.

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