Gymnasium
Geschichte
11. | 12. | 13. Klasse
8 - 10 Unterrichtsstunden
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Gymnasium
Geschichte
11. | 12. | 13. Klasse
8 - 10 Unterrichtsstunden
Klassenstufe: | 11/12 |
Dauer: | 8 Unterrichtsstunden + 2 Stunden Lernerfolgskontrolle |
Kompetenzen: | Textquellen interpretieren; Bilder/Flugblätter deuten; Informationen recherchieren und aufbereiten; Kernaussagen beurteilen |
Thematische Bereiche: | Vorgeschichte des Westfälischen Friedens; Rezeptionsgeschichte; Westfälischer Frieden und Kolonialismus; Westfälischer Frieden und Syrienkonflikt; Rolle der Frauen; Prager Frieden |
Medien: | Bilder, Primär- und Sekundärtexte, Flugblätter |
Ist Frieden oder Krieg der politische „Normalzustand“? Unabhängig davon, wie man diese Frage beantwortet, Frieden wiederherzustellen, ist eine schwierige Aufgabe, die oftmals auch misslingt. Als besonders schwierig erweist es sich, Frieden zu erwirken in komplexen Ausgangssituationen. Die Lage um 1648 skizziert die Historikerin Siegrid Westphal folgendermaßen: „Weder das Kriegsgeschehen im Dreißigjährigen Krieg noch die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück lassen sich einfach erklären. Ihre Komplexität resultierte aus der engen Verflechtung von europäischen Auseinandersetzungen mit den politischen und konfessionellen Entwicklungen im Reich. So wurden parallel zum Dreißigjährigen Krieg der Achtzigjährige Krieg (1568–1648), der Spanisch-Französische Krieg (1635–1659), der Mantuanische Krieg (1628–1631) sowie die Konflikte im Ostseeraum, insbesondere der schwedisch-dänische Torstenssonkrieg (1643–1645) geführt, die jeweils eigene Wurzeln und Hintergründe hatten, aber aufs Engste mit dem Kriegsgeschehen im Reich vernetzt waren. Hinzu kam die stete Bedrohung durch das Osmanische Reich.“Westphal, Siegrid: Der westfälische Frieden. C.H. Beck Verlag, München 2015. S. 11.
Perpetua oblivio et amnestia
Wer über den Westfälischen Frieden spricht, muss auch dessen Rezeption thematisieren. Der Friede selbst wurde nicht vergessen. Die Erinnerung an ihn ist aber immer mit einer Interpretation der Vergangenheit verbunden. Diese Erinnerung geriet vor allem in Deutschland im 19. Jahrhundert in trübes Fahrwasser. Der Frieden wurde zum Ausgangspunkt einer „Verschwörungstheorie“. Die ausländischen Mächte, so wirkmächtige Historiker im damaligen Preußen, hätten den Frieden genutzt, um Deutschland zu knechten und zu unterjochen.
Wie ordnet sich die Reihe curricular ein?
Mit Blick auf Vorgaben einzelner Bildungspläne, vor allem im Hinblick auf den Kernlehrplan für NRW, fragen Peter Geiss und Peter Arnold Heuser in einem Sammelband zu Friedensordnungen der Neuzeit: „Wie soll man über 1648 reden, ohne zuvor den Dreißigjährigen Krieg thematisiert zu haben? Und wer versteht diesen Krieg ohne hinreichende Grundkenntnisse zur Reformation, zur Konfessionalisierung, zur Verfassung des Alten Reiches und zur europäischen Mächtekonkurrenz? Man kann sich mit Fug und Recht fragen, ob dieses Inhaltsfeld eigentlich seriös unterrichtbar ist oder ob es nicht eher eine Überforderung für allen Beteiligten bedeutet.“Geiss, Peter; Heuser, Peter Arnold (Hrsg.): Friedensordnungen in geschichtswissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Perspektive, V&R unipress, Göttingen 2017. S. 14.
Diese Einheit gliedert sich in vier Abschnitte, die jeweils in einer Doppelstunde bearbeitet werden können. (1) Zunächst lernen die Schülerinnen und Schüler den langen Weg zum Frieden kennen. Wiederholt werden dazu die wichtigen Ereignisse und Phasen des Dreißigjährigen Krieges. (2) Im zweiten Schritt stehen die Verhandlungen und die Ergebnisse des Westfälischen Friedens im Fokus. Die Verhandlungen werden dabei anhand von vier konkreten Ereignissen bzw. Dokumenten exemplarisch beleuchtet, zentrale Ergebnisse tabellarisch vorgestellt. (3) Geschichtsunterricht befasst sich jedoch nicht nur mit dem Geschehen selbst, sondern auch mit dessen späterer Aufarbeitung. Diese war gerade in Bezug auf den Westfälischen Frieden sehr wechselhaft. Der dritte Unterrichtsschritt zeigt den zeitgenössischen Umgang mit dem Westfälischen Frieden, seine Hochschätzung um 1650, aber auch die für die weitere deutsche Geschichte fatale Abwertung und Geringschätzung im 19. Jahrhundert. (4) Kann man aus der Geschichte für die Gegenwart lernen? Die Beschäftigung mit dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden eignet sich dafür, Strukturen aktueller Konflikte und Möglichkeiten der Friedensanbahnung vor dem Hintergrund von Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschieden konturiert zu analysieren. Dieser Aktualisierung und der Frage nach Transfermöglichkeiten der Friedensverhandlungen und Bestimmungen von 1648 auf die Konflikte vor allem im Nahen Osten geht die vorliegende Einheit nach.
Zielsetzung dieser Einheit ist es, den aktuellen Forschungsstand widerzuspiegeln. Der vorliegende Beitrag unternimmt dies exemplarisch anhand zweier Fragestellungen: (1) Diplomatie-Geschichte gilt, wie auch Kriegsgeschichte, oft als Geschichte, die von Männern gemacht wird. Stimmt dies in Bezug auf den Westfälischen Frieden? Die Antwort lautet: „Nein“. (2) Hat die Befriedung Europas nach 1648 möglicherweise die Kolonialisierung der Welt durch Europa, wenn nicht verursacht, dann doch zumindest ermöglicht? Die Antwort lautet: „Ja“. Materialien dieses Beitrags greifen auch dazu Forschungsergebnisse auf (M 4, M 5, M 13).
Sowohl der Dreißigjährige Krieg als auch der Westfälische Frieden waren die Medienereignisse des 17. Jahrhunderts. Deshalb arbeitet diese Einheit zumindest teilweise mit Original-Materialien, die als Bild-Text-Kombinationen mit allegorischen Elementen die Lernenden vor besondere interpretatorische Herausforderungen stellen. Die Materialien und Aufgabenstellungen geben den Lernenden dabei Hilfestellungen für die selbstständige Bearbeitung.
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