Exkursion an den Straßenrand - Angepasstheit an einen gefährlichen Lebensraum

Exkursion an den Straßenrand

Mittlere Schulformen

Biologie

5. | 6. | 7. Klasse

6 - 10 Unterrichtsstunden

Beschreibung

In dieser Unterrichtseinheit erforscht Ihre Klasse innerhalb mehrerer Exkursionen das Biotop Straßenrand. Hierbei erfassen Sie die Angepasstheiten der dort wachsenden Pflanzen und Gefahren für die Tierwelt. Ihre Lernenden bestimmen dabei Vögel, Insekten und verschiedene Blütenpflanzen. Abschließend wird die ökologische Bedeutung des Straßenrands diskutiert.
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Kompetenzen

Klassenstufe:5–7
Dauer:10 Unterrichtsstunden (Minimalplan: 6)
Kompetenzen:Die Lernenden 1. definieren den Straßenrand als Biotop, 2. wiederholen den Aufbau von Blütenpflanzen, 3. erläutern, wie Straßen Lebensräume zerschneiden können, 4. beschreiben die Merkmale der Angepasstheit bei Pflanzen am Straßenrand, 5. bestimmen Pflanzen, Vögel und Insekten im Freiland, 6. diskutieren die ökologische Bedeutung des Biotops Straßenrand.
Thematische Bereiche:Pflanzen, Vögel, Insekten, Exkursion, Biotop, Nahrungsketten

Inhaltsangabe

Straßen als Barrieren und gefährlicher Lebensraum

Straßen sind notwendige Bestandteile unserer Zivilisation. Nach Japan weist Deutschland die zweitgrößte Straßendichte der Welt auf. Jeder Quadratkilometer Fläche wird durchschnittlich von fast zwei Kilometern Straße durchquert. Von all den von Menschenhand geschaffenen Biotopen zählen die Straßen mit den begleitenden Böschungen, Gräben, Gebüschen und Bäumen zu den problematischsten. Als brutale Zerschneidung von Biotopen beklagen viele Naturschützer diese Entwicklung seit Jahrzehnten. Gravierend sind die künstlichen Einschnitte in erster Linie für die Tierwelt. Künstliche Durchquerungen der Landschaft fallen besonders in Waldgebieten auf. Obwohl Verkehrszeichen auf Wildwechsel hinweisen, kommen Jahr für Jahr unzählige Tiere beim Überqueren von Straßen zu Tode. Man rechnet in Deutschland jährlich mit Zehntausenden von Rehen und Wildschweinen, die Opfer des Straßenverkehrs werden und dabei auch für den Menschen als Verkehrsteilnehmer eine Lebensgefahr darstellen. Kleine Raubtiere, langsame Säugetierarten oder tief fliegende Vögel geraten ebenfalls unter die Räder. Hinzu kommen Frösche, Kröten, Eidechsen, Schlangen und Schnecken. Fachleute gehen davon aus, dass auf jedem Kilometer deutscher Bundesstraßen jährlich zwei bis fünf Wirbeltiere überfahren werden. Die Zahl getöteter Käfer und anderer Insekten ist kaum zu beziffern. Wildwechsel und andere Tierstraßen sind eine biologische Notwendigkeit. Unter dem Druck der Bejagung sind ursprüngliche Tiere des freien Feldes gezwungen, tagsüber im Dickicht des Waldes Schutz zu suchen. Wenn sie dann in der Dämmerung oder bei Nacht auf Nahrungssuche gehen, müssen sie in der Regel Straßen überqueren. Besonders auffällig sind die Frühjahrswanderungen von Fröschen und Kröten von ihren Winterquartieren zu den Lebens- und Laichplätzen. Hier versuchen Naturschützer die Verluste von Amphibien mit Zäunen und Rettungsaktionen in Grenzen zu halten. Wenn also Tiere von ihren Ruhe- zu den Futterplätzen oder vom Winterquartier zum Fortpflanzungsort wechseln, kann eine Straße zum Fallbeil zwischen zwei lebensnotwendigen Räumen werden. Für andere Tiere können Straßen zu regelrechten Köderfallen werden. Beispielsweise wenn verletzte oder getötete Tiere auf der Fahrbahn andere Tiere wie Raben- oder Greifvögel anlocken. Da sich dabei nicht alle Tiere so vorsichtig verhalten wie Elstern, kommen Insektenfresser wie Igel, Spitzmäuse oder Singvögel bei einer Mahlzeit auf der Fahrbahn schnell zu Tode. Trotz aller Verluste muss das vorhandene Straßennetz als notwendiger Bestandteil unserer Zivilisation hingenommen werden. Es sollte jedoch nichts unterlassen werden, um im ökologischen Sinne das Beste daraus zu machen.

Das Saumbiotop „Straßenrand“

Bei entsprechender Anlage und Pflege kann den sogenannten Verkehrsbegleitflächen, die insgesamt etwa die gleichen Flächen wie die reinen Fahrbahnflächen einnehmen, durchaus eine ökologische Bedeutung zufallen. Sie stellen in ähnlicher Weise wie lebensvolle Landschaftsstreifen in Form von Gewässerufern, Waldrändern oder Heckenzonen ökologische Randzonen oder Saumbiotope dar. Allein über solche „Lebensbrücken“ kann es gelingen, dass viele Tier- und Pflanzenarten den lebensnotwendigen Kontakt zueinander herstellen und aufrechterhalten. Obwohl Straßenränder durch Verkehrsemissionen wie Kohlenstoffmonoxid, Reifenabrieb, Bleiablagerungen, Auftausalze dauerhaft geschädigt sind, weisen sie in der Regel eine artenreiche Vegetation auf.

An den Straßenrand angepasst

Auf den flachgründigen, sonnenüberfluteten Banketten und Böschungen siedeln sich nach einer ersten Einsaat im Laufe der Jahre besonders trockenheitsresistente und extrem lichthungrige Pflanzen an. Sie bilden nicht selten bunte, blumenreiche Halbtrocken- und Kalkmagerrasen. Die morphologischen Merkmale dieser Pflanzen sind meist lange Pfahlwurzeln, mit denen sie dem Boden selbst bei großer Trockenheit noch genügend Wasser entnehmen können. Dazu kommen eine derbe Sprosse sowie schmale oder tief eingeschnittene Blätter, die ein Minimum an Wasser verdunsten oder als verdunstungshemmende Rosette direkt auf dem Boden liegen. Als Musterbeispiele im Hinblick auf die Angepasstheit an das Leben am Straßenrand gilt neben Wegwarte und Leinkraut die Wilde Möhre. Die Wegwarte (Cichorium intybus) ist eine ausdauernde, licht- und wärmeliebende Pflanze aus der Familie der Korbblütler mit einer stark ausgebildeten Pfahlwurzel. Das Leinkraut (Linaria vulgaris) oder Frauenflachs ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Rachenblütler mit sehr schmalen, fast nadelförmigen Blättern. Es ist eine auffällige Pflanze der Weg- und Straßenränder mit stark verzweigten Wurzeln, an denen neue Triebe sprossen. Die Wilde Möhre (Daucus carota) ist ein ausdauernder Doldenblütler mit borstig behaarten Blättern und schirmförmigen mBlütenstand. Als Wildform der Möhre besitzt sie eine kräftige Pfahlwurzel und beherrscht ab April das Bild der Straßen- und Wegränder.

Veränderte Besiedlung durch Tiere

Hinsichtlich der Besiedlung durch Tiere zeigt sich am Straßenrand eher ein gestörtes Gleichgewicht. Wegen des ständigen Verkehrslärms leben und brüten fast alle Singvögel lieber weit abseits von Straßen. Gestört durch den ständigen Fahrtwind halten sich die meisten Schmetterlinge nur kurzfristig am Straßenrand auf. Bienen, Hummeln und Fliegen dagegen fühlen sich von der Unruhe der Straße offensichtlich wenig gestört. Untersuchungen zufolge nimmt am Straßenrand die Zahl räuberisch lebender Tierarten wie Käfer und Spinnen ab, während die Zahl an Pflanzen saugender Wanzen und Läuse ansteigt. Diese Tatsache hängt sicher auch mit dem Rückgang ihrer natürlichen Feinde zusammen.

Pflege der Straßenränder aus ökologischer Sicht

Den Straßenrändern kann nur dann die erwähnte ökologische Bedeutung zukommen, wenn bei ihrer Anlage und Pflege bestimmte Grundsätze beachtet werden. Weil man bei der Anlage eines Straßenrandes die Entstehung von Magerstandorten anstrebt, soll dort keine humose Schicht von Mutterboden aufgebracht werden. Um den Verkehrsteilnehmern eine ungehinderte Sicht auf Straßenkreuzungen und -einmündungen zu ermöglichen, kann auf eine Mahd entlang einer Straße nicht verzichtet werden. Dies sollte aber nur den Bereich von etwa 1 m Breite betreffen, der unmittelbar an den Straßenrand angrenzt. Dabei erscheint es sowohl aus Gründen der Verkehrssicherheit als auch aus ökologischer Sicht zweckmäßig, bereits Mitte Mai zu mähen, weil sonst vor allem hohe Gräser die Sicht behindern und andere Blütenpflanzen überwuchern könnten. In der anschließenden Wiesenzone sollte aus ökologischer Sicht eine eher extensive Pflege genügen. Dies würde bedeuten, sie höchstens einmal im Jahr zu mähen. Um die Vegetation und das Leben dieser Zone möglichst wenig zu stören, sollte erst nach der Samenreifung im Juli und August gemäht werden. Das Mähgut soll nicht mit Absauggeräten aufgenommen werden, weil damit fast alle Kleintiere, Insekten und Spinnen vernichtet werden. Es wäre sinnvoller und rationeller, es als Mulchmaterial liegen zu lassen. Noch vor Jahren, vereinzelt auch heute noch, versuchten Straßenmeistereien die Vegetation am Straßenrand durch aufwendiges Abfräsen der oberen Bodenschicht buchstäblich mit Stumpf und Stiel auszurotten, was bei Tiefwurzlern generell zum Scheitern verurteilt ist. Der Straßenrand ist damit zwar für kurze Zeit pflanzenfrei, kann aber bei Nässe zu einer sehr gefährlichen Rutschbahn werden.

Didaktisch-methodisches Konzept

Warum wir das Thema behandeln

Vorbereitungen für die Einheit

Vor der Planung des Unterrichts sollte die Lehrperson sorgfältig erkunden, welcher Straßenabschnitt für das Vorhaben als geeignet erscheint. Dabei ist die Sicherheit der Lernenden oberstes Gebot. Ideale Voraussetzungen könnten dann gegeben sein, wenn auf einer Seite parallel zur Straße ein Wirtschaftsweg verläuft, der eine möglichst gefahrlose Annäherung an den Straßenrand garantiert. Außerdem sollte der Straßenabschnitt weniger stark befahren sein. Für die Durchführung der Unterrichtseinheit bieten sich entweder die Hauptblütezeit zwischen Juni und Juli oder die frühe Herbstzeit im September an. Vor Aufnahme der Arbeiten am Straßenrand muss die Lerngruppe eindringlich auf bestehende Gefahren hingewiesen werden. Unter allen Umständen ist zu vermeiden, dass sich die Lernenden ohne Aufsicht unmittelbar am Fahrbahnrand zu schaffen machen. Deshalb ist es ratsam, eine weitere Person als Aufsicht einzuplanen. Vor Aufnahme der Erkundungen sollen den Einzelgruppen klare Beobachtungs- und Arbeitsaufträge erteilt werden. Aus Gründen der Aufsicht ist der Aktionsradius für auszuführende Arbeiten eindeutig abzugrenzen.

Ablauf der Reihe

In der ersten und zweiten Unterrichtsstunde findet die erste Exkursion statt. Suchen Sie hierfür einen möglichst wenig befahrenen Straßenrand auf, an dem die Exkursion so ungefährlich wie möglich stattfinden kann. Teilen Sie die Lernenden in Kleingruppen auf und verteilen Sie eine ausreichende Menge Ferngläser und Handlupen sowie je eine Kopie des Arbeitsblatts M 1 aus. Die Lernenden selbst sollen mit Schreibmaterial ausgestattet sein. Gemeinsam begeben Sie sich zum Exkursionsort. Geben Sie den Lernenden zunächst die Gelegenheit, sich am Ziel der Exkursion abseits der Fahrbahn niederzusetzen. Sie sollen einige Minuten die Augen schließen und die Eindrücke der Umgebung auf sich wirken lassen, welche sie anschließend spontan wiedergeben und im Arbeitsblatt M 1 notieren. Weisen Sie die Lernenden darauf hin, dass sie sich ohne besondere Aufträge und ohne Aufsicht nicht unmittelbar am Straßenrand aufhalten dürfen und für alle Aktivitäten im Gefahrenbereich der Straße genaue Anweisungen erhalten. In den eingeteilten Kleingruppen wird M 1 bearbeitet.

Voraussetzungen der Lerngruppe

Die Lerngruppe sollte so weit diszipliniert und in sich harmonisch sein, dass die geplanten Exkursionen sicher durchgeführt werden können. Alternativ kann auch eine weitere Betreuungsperson miteingebunden werden.

Minimalplan

Sollten Sie wenig Zeit zur Verfügung haben, kann zunächst auf die erste Exkursion mit M 1 verzichtet werden und direkt mit M 2 in die Reihe gestartet werden. Zusätzlich könnte das Arbeitsblatt M 6 mit der Abschlussdiskussion in abgespeckter Form durchgeführt oder weggelassen werden.

Erklärung zu den Symbolen

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