Heinrich von Kleist: „Die Marquise von O …“ - Erzählverhalten und nonverbale Kommunikation in der Novelle, Vergleich mit der Verfilmung

Heinrich von Kleist: „Die Marquise von O …“

Gymnasium

Deutsch

11. | 12. | 13. Klasse

10 - 13 Unterrichtsstunden

Beschreibung

Im Jahr 1808 veröffentlicht Heinrich von Kleist in Berlin eine skandalöse Geschichte: Eine verwitwete Marquise ist schwanger, kennt aber den Vater ihres Kindes nicht. Ein russischer Graf, der sie vor marodierenden Soldaten gerettet hat, macht ihr überraschend einen Heiratsantrag. Damit beginnt ein psychologisches Drama bis hin zum Wahnsinn. Die Marquise tritt an die Öffentlichkeit und sucht den Vater über eine Zeitungsanzeige. Ihre Eltern verstoßen sie zunächst, verzeihen ihr aber, als sie überzeugt sind, dass sie ihn wirklich nicht kennt. Der vereinbarte Tag rückt näher, an dem sich der Gesuchte melden soll … – Ihre Schülerinnen und Schüler versetzen sich in die Situation der Hauptfiguren und interpretieren eine der spannendsten Novellen der deutschen Literatur.
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Kompetenzen

Dauer:10–13 Stunden + LEK
Kompetenzen:
  • den Handlungsaufbau und die Erzählstruktur der Novelle erschließen
  • nonverbale Kommunikation mithilfe von Kommunikationsmodellen untersuchen
  • Leerstellen im Text produktionsorientiert füllen
  • eine Verfilmung mit der literarischen Vorlage vergleichen
  • kontroverse Deutungen erörtern und ein eigenes Urteil bilden

Inhaltsangabe

Heinrich von Kleist: „Die Marquise von O ...“Erzählverhalten und nonverbale Kommunikation in der Novelle, Vergleich mit der Verfilmung

Stunde 1
Einstieg in die Lektüre – das Erzählverhalten in der NovelleM 1–M 3

Minimalplan

Wenn die Schülerinnen und Schüler aus dem Unterricht der Mittelstufe bereits mit dem Kommunikationsmodell von Schulz von Thun vertraut sind, kann Stunde 4 entfallen. (Wichtig ist es jedoch, in einer kurzen Wiederholung insbesondere den Aspekt der unfreiwilligen Selbstoffenbarung hervorzuheben.)

Stunde 1Einstieg in die Lektüre – das Erzählverhalten in der Novelle

M 1Leseerfahrungen und Fragen / Austausch von Eindrücken der Lektüre; Sammlung offener Fragen und möglicher Untersuchungsaspekte (UG)
M 2, M 3Das Erzählverhalten / Benennung von Auffälligkeiten (UG); exemplarische Untersuchung eines Textausschnitts (PA); Kategorisierung des Erzählverhaltens mithilfe der Kategorien von PetersenSchwerpunkt der Reihe / Information und Absprache über das weitere Vorgehen: Untersuchung nonverbaler Kommunikation zur Füllung der Leerstellen, die das neutrale Erzählverhalten lässt (LV/UG)
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler kennen Unterschiede zwischen auktorialem, personalem und neutralem Erzählverhalten und analysieren das Erzählverhalten in der Novelle.

Stunden 2/3Überblick über die Handlung – inhaltliche Struktur der Novelle

Einstieg / Information über das Ziel der Stunde: Erarbeitung einer stichwortartigen Inhaltsübersicht zur schnellen Orientierung im Text (LV)
M 4Strukturierter Überblick / Erarbeitung einer Inhaltsübersicht in Gruppenarbeit (GA); ggf. Vorgabe der fünf Handlungsabschnitte durch die Lehrkraft
M 5Auswertung / Vorstellung der Gruppenergebnisse; Fixierung an der Tafel oder auf Folie; ggf. Vergleich mit dem Lösungsvorschlag (UG)
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler kennen die Handlung der Novelle.

Stunde 4Grundlagen der Analyse – Kommunikationstheorie und Rezeptionsästhetik

Einstieg / Information über das Ziel der Stunde: Klärung theoretischer Grundlagen für die Analyse nonverbaler Kommunikation in der Novelle (LV)
M 6Die vier Seiten einer Botschaft / Bearbeiten der Aufgaben zum Modell von Schulz von Thun (PA); Abgleich der Ergebnisse im Plenum (UG); Klärung des Begriffs der „Selbstoffenbarung“
M 7Leerstellen im Text / Information über Grundlagen der Rezeptionsästhetik mithilfe des Informationstextes (EA); Besprechung im Plenum (UG); Klärung der Funktion unterschiedlicher Textsorten bei der gestaltenden InterpretationLeerstellen bei Kleist/ Sammeln von Leerstellen in der Novelle (PA); Austausch der Ergebnisse im Plenum (UG)
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler kennen das Kommunikationsmodell Schulz von Thuns und können den Aspekt der Selbstoffenbarung erläutern. Sie nennen Beispiele für Unbestimmtheit und Leerstellen in der Novelle.

Stunden 5–8Innere Entwicklung der Figuren – Erröten als Schlüssel zum Verständnis

Was ist eine Leerstelle? / Wiederholung der Grundgedanken der Rezeptionsästhetik (UG)
M 8Rot werden – eine Selbstoffenbarung? / Bearbeitung des Textes über die psychologische und gesellschaftliche Funktion und Bedeutung des Errötens (PA); Besprechung der Ergebnisse (UG)
M 9Das Erröten in der Novelle / Arbeitsteiliges Vorgehen in Einzelarbeit: Einordnung der Textpassagen in den Kontext; Verfassen innerer Monologe oder Tagebucheinträge, die Emotionen und Gedanken wiedergeben (EA)Auswertung / Vorlesen der Texte und Deutung der inneren Entwicklung der Marquise und des Grafen; entweder zunächst in Gruppenarbeit (UG) oder gleich im Plenum (UG); Festhalten der Ergebnisse an der Tafel
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler erkennen am Erröten die Spannungen und die Widersprüche im Denken und Fühlen der beiden Hauptpersonen.

Stunden 9/10Die Vergewaltigung – kontroverse Deutungen vergleichen

Die Vergewaltigung als Leerstelle / Erneute Lektüre der Textpassage in der Novelle (S. 5, Z. 5); Information über das Ziel der Stunde: Erarbeitung der kontroversen Diskussion in der Rezeptionsgeschichte (LV)
M 10Ein Streit der Rechtsmedizin um 1800 / Lektüre des Textes zu Hintergründen der psychoanalytischen Deutung (Debatte um „sexuellen Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person“); Bearbeiten der Aufgaben (EA, UG)
M 11–M 13Die psychoanalytische Deutung / Freuds Modell der Persönlichkeit als Information über Basiskategorien der Psychoanalyse; Rekonstruktion der Argumentation von Cohn und Politzer (PA)Abschluss / Kontroverse Diskussion der Interpretationsansätze; Rückbezug auf die Besonderheiten der Erzählweise (→ Offenheit des Textes)
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler lernen den psychoanalytischen Interpretationsansatz kennen und setzen sich kritisch damit auseinander.

Stunden 11–13Veränderungen und Zitate – Vergleich von Novelle und Verfilmung

M 14Untersuchungsaspekte / Gemeinsame Festlegung von Vergleichsaspekten (Film/Novelle) vor der Vorführung des Films (UG)Filmvorführung / Anfertigung von Notizen während der Präsentation des Films; Abgleich der Ergebnisse in Arbeitsgruppen (GA)
M 15Veränderungen und Zitate / Zusammentragen der Ergebnisse; Deutung der Veränderungen; Untersuchung des Bild-Zitats („Der Nachtmahr“ von Johann Heinrich Füssli); Lektüre des Interviews mit Rohmer (Klett-Ausgabe, S. 90)
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler erkennen die Änderungen des Films gegenüber dem Text und entwickeln Hypothesen zur Deutung des Films.

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