Theodor Fontane: „Irrungen, Wirrungen“ - Eine Berliner Alltagsgeschichte analysieren

Theodor Fontane: „Irrungen, Wirrungen“

Gymnasium | Mittlere Schulformen

Deutsch

11. | 12. | 13. Klasse

17 - 0 Unterrichtsstunden

Beschreibung

Der Roman „Irrungen, Wirrungen“ (1888) spiegelt politische und soziale Entwicklungen in einer Liebesgeschichte mit Entsagung. Dass Baron von Rienäcker sein Verhältnis mit der Näherin Lene beenden und sich für eine reiche Cousine entscheiden muss, scheint aufgrund ständischer Konventionen unausweichlich. Ziel der Unterrichtsreihe ist es, den Einfluss gesellschaftlicher Kräfte auf die Protagonisten zu identifizieren und für die Bedingtheit individueller Entscheidungen zu sensibilisieren. Warum eine standeskonforme Ehe als Kompromiss akzeptiert wird, wird durch die Analyse von Sprache und Erzählstruktur erarbeitet und im historischen Kontext interpretiert.
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Kompetenzen

Klassenstufe:11–13
Dauer:17 Unterrichtsstunden + LEK
Kompetenzen:1. Lesen: Texte bearbeiten und auswerten; Themen und narrative Strategien literaturhistorisch einordnen; gattungsspezifische Elemente und intertextuelle Bezüge erkennen; 2. Analysieren: Funktion und Intention sprachlicher Kommunikationsformen und Erzählperspektiven untersuchen; 3. Argumentieren: Lebensentscheidungen diskutieren und Alternativen entwerfen
Thematische Bereiche:Lebensentscheidungen, moralische Konflikte

Inhaltsangabe

1.–3. Stunde

Thema:Transformation vs. Tradition
M 1Berlin – Auf dem Weg in die Moderne / Urteile, Bilder und Informationen zur Entwicklung der Stadt auswerten (UG); Textbelege zur „unfertigen Stadt“ zusammenstellen (PA)
M 2Berlin – Eine „Metropole in Gardeuniform“ / Bothos Standeskonformität prüfen (PA); die Charakterisierung durch Frau Nimptsch erklären (PA); die Zeitdiagnose Fontanes erläutern (UG)
M 3Bismarck-Kritik und Preußen-Nostalgie bei Hiller / Historische Anspielungen auflösen (EA); die Positionen von Ostens erarbeiten (PA); Kommunikationsverhalten und Gesprächsverlauf analysieren (PA); Vermutungen anstellen (UG)
M 4„Irrungen, Wirrungen“ – Lesebegleitende Aufgaben / Rechercheaufträge bearbeiten (GA); die zweite Romanhälfte lesen (ab Kapitel 16) (EA)
Hausaufgabe:Sich über Fontane informieren (Reclam-Ausgabe, Anhang, S. 189, 3. Leben und Zeit); M 5, Aufgabe 1
Benötigt:
  • Präsentationsmöglichkeit für die Gruppen 1 (Aufgabe 1) und 2
  • digitale Endgeräte und Internetzugang

4.–6. Stunde

Thema:Die Gesellschaft im Kaiserreich
M 5Der „Kaiserkürassier“ mit der „kleinen Bourgeoisen“ / Den sozialen Status von Käthe und Lene vergleichen (GA); weibliche Lebens- und Aufstiegschancen beschreiben (PA); Bedeutungen und Anspielungen erklären (EA); Aussagen und Haltungen interpretieren (UG)
M 6Botho und Lene – Lebensformen und Lebensumstände / Bothos gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation beschreiben (EA); Lenes und Bothos Welt vergleichen (GA); Gemeinsamkeiten beschreiben (GA); die Selbstdarstellung und Wirkung Bothos untersuchen (UG); die Gesprächsszene spielen (GA)
M 7Weibliche Lebenserzählungen im Roman / Lenes Position innerhalb der Figurenkonstellation bestimmen (EA); Frau Dörr und Isabeau porträtieren (PA); Redeweisen differenzieren (UG); Begriffe erläutern (PA); Bothos Kritik an Käthe verfolgen (PA); über Käthes Wirkung diskutieren (UG)
Benötigt:
  • digitale Endgeräte und Internetzugang

7./8. Stunde

Thema:„Die Gesellschaft ist überall. Die Idylle wird widerlegt.“
M 8Träume von Einfachheit, Natürlichkeit und – Glück? / Bothos Bewunderung von Lene begründen (EA); die erzählerische Einbettung von Naturerlebnissen untersuchen (GA); die gedankliche und sprachliche Form von Bothos Selbstgesprächen und die Rolle Lenes darin analysieren (PA); die Ernsthaftigkeit der Bekenntnisse prüfen (UG)
M 9Zwischen Liebesinsel und Hankels Ablage / Die Rettungsschilderung Lenes resümieren (EA); die Landpartie-Kapitel gliedern (PA); Erwartungen und (Glücks-)Gefühle beschreiben (PA); Stimmungswechsel und Störungssignale analysieren (PA); das Maskenspiel charakterisieren und den sozialkritischen Subtext analysieren (PA); zeichenhafte Situationen deuten (UG)
Hausaufgabe:M 9, Aufgabe 6

9.–11. Stunde

Thema:„[D]as Leben mit seinem Ernst und seinen Ansprüchen“ (S. 144)
M 10Die Situation der Gutsbesitzer in den 1870er-Jahren / Sich über die ökonomische Situation der Gutsbesitzer informieren (EA); Bothos Abhängigkeiten erläutern (UG); die Gesprächsstrategien von Ostens analysieren (PA); einen Rat für Botho formulieren (EA)
M 11Familiäre Bemühungen – Botho und Käthe / Die Ansprüche und Forderungen von Käthes Mutter beurteilen (PA); die Argumente des Briefs auflisten und gewichten (GA); über Bothos Entscheidungsfreiheit diskutieren (UG)
M 12Bothos Entscheidung – „Tun, was […] getan werden muss“ / Emotionale Schlüsselmomente beschreiben und deuten (PA); die Grafik durch passende Entscheidungsaspekte ergänzen (EA); die Verwendung des Begriffs „Ordnung“ erläutern (EA); Synonyme von „Verlegenheit“ notieren (EA); eine Bemerkung Bothos prüfen (UG)
Hausaufgabe:Anhören der Abschiedspassagen im Hörbuch

12.–14. Stunde

Thema:„Tugenden oder Menschlichkeiten” (Fontane)
M 13Die Trennung – „Erinnerung ist viel, ist alles“ / Alternative Optionen diskutieren (UG); die Bedeutung zentraler Begriffe erläutern (EA); ein Schaubild vervollständigen (PA); die Trennungsverarbeitung beschreiben (EA)
M 14Nach der Trennung – „Dann lebt man ohne Glück“ / Bothos Verhalten untersuchen (PA); Lenes Weiterleben beschreiben (EA); Erzählformen und -perspektive bestimmen (GA)
M 15Diskretion, Moral und Heuchelei / Provozierende Inhalte notieren (EA); Textbeispiele für indirektes Erzählen erarbeiten (GA); die Wirkung des Zusammentreffens in Hankels Ablage auf die Beziehung untersuchen (PA); den Vorwurf „konventionelle Lüge“ erläutern (UG); Lenes Einstellung beschreiben und das Scheitern erörtern (UG)

15.–17. Stunde

Thema:Alltagsgeschichte und Zeitroman                                                                                                                            
M 16Soziale Topografie / Die narrative Funktion von Orten, Ortswechseln und sozialen Umgebungen bestimmen und die Ortswahl erläutern (PA); die erzählerische und sprachliche Gestaltung von Bothos Friedhofsfahrt analysieren (PA); simultane Eindrücke erarbeiten und deuten (GA; UG)
M 17Realismus-Konzeptionen – Skepsis, Kritik und Sympathie / Den Unterschied von Realität und Fiktionalität erklären (UG); „Wirklichkeitsfragmente“ in Käthes Reiseberichten suchen und erläutern (PA); die Mittel von Fontanes Zeitkritik erörtern (UG)
M 18Erzählstrategien – Eine Komposition mit „1000 Finessen“ / Das erste Kapitel analysieren (GA); das Gespräch Frau Nimptsch – Frau Dörr untersuchen (PA); Zeichen und Andeutungen entschlüsseln (UG); Romananfang und -ende vergleichen (GA); die Stimmung der Schlussszene beschreiben und die Lösung interpretieren (UG); Alternativen formulieren (EA)
Benötigt:
  • Präsentationsmöglichkeit für die Gruppen 1 (Aufgabe 2) und 3

LEK

Thema:Eine Liebesgeschichte, zwei Kompromissehen / Die Liebesgeschichte resümieren; die Hochzeitsschilderungen analysieren; erzählte Emotionalität vergleichen und beurteilen; eine Prognose prüfen und kommentieren

Minimalplan

Bei Zeitknappheit können M 2 und M 10 entfallen. Standespolitische und ökonomische Hintergründe für Bothos Entscheidung wären ersatzweise in einem Kurzvortrag zu erläutern.

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