Erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Positionen erarbeiten - Was wissen wir wirklich?

Erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Positionen erarbeiten

Gymnasium

Ethik / Philosophie

11. | 12. Klasse

14 Unterrichtsstunden

Beschreibung

Wahrnehmen, Erkennen, Verstehen – nur selten reflektieren wir im Alltag, wie diese Vorgänge in unserem Bewusstsein funktionieren. Wollen wir zum Ausdruck bringen, etwas sicher zu wissen, sehen wir uns mit der Herausforderung konfrontiert zu begründen, warum. Dies ist seit Anbeginn der Auftrag der Philosophie. Diese Reihe lenkt den Blick auf erkenntnistheoretische Erklärungen von der Aufklärung bis zur Moderne. Epistemologische Modelle werden chronologisch erarbeitet. Deutlich wird, wie sich die verschiedenen Erklärungsansätze aufeinander beziehen.
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Kompetenzen

Klassenstufe:12/13
Dauer:12 Unterrichtsstunden + 2 Stunden Lernerfolgskontrolle
Kompetenzen:anspruchsvolle philosophische Textauszüge verstehen, fiktive Kurzinterviews verfassen, philosophische Diskurse verfassen
Thematische Bereiche:Erkenntnisphilosophie der Aufklärung, Wissenschaftstheorie der Moderne
Medien:philosophische Texte, Bilder

Inhaltsangabe

1. StundeEin Gedankenexperiment: Ein Blinder wird zum Sehenden

M 1Ein Blinder wird zum Sehenden – Ein Gedankenexperiment / Vermag ein einstmals Blinder, nun sehend, Kugel und Würfel zu unterscheiden, ohne diese anzufassen? Dieses Gedankenexperiment Lockes fokussiert eine erkenntnistheoretische Problemstellung: Ist Erkenntnis ohne Rückgriff auf Erfahrung möglich?

2./3. StundeJohn Locke: Über den menschlichen Verstand

M 2Was weiß der Mensch von Geburt an? / Wird der Mensch als unbeschriebenes Blatt geboren? John Locke greift das Bild der Tabula rasa auf und integriert es in seine Erkenntnistheorie. Die Lernenden erörtern, was wir von Geburt an wissen und wie neue Kenntnisse erworben werden.
M 3John Locke: Wie der Geist, das unbeschriebene Blatt, beschrieben wird/ Lockes sensualistischer Materialismus beeinflusste die philosophische Entwicklung nach ihm. Seiner Überzeugung nach wird die Seele durch Erfahrung geprägt.
M 4Wie das Kind zu den Ideen kommt / Die Lernenden erarbeiten ein Schaubild und visualisieren, wie der Mensch zu einfachen Ideen gelangt.
M 5Wie aus einfachen Ideen Abstraktion wird / Indem wir einfache Ideen kombinieren, sie in Beziehung zueinander setzen und sie voneinander trennen, stellen wir Relationen her und abstrahieren. Die Lernenden erarbeiten ein Konzept, wie es gelingt, im Laufe des Lebens einen differenzierten Ideenvorrat auszubilden.
M 6Wie die verschiedenen Grade des Wissens entstehen / Die Lernenden formulieren ein fiktives Interview mit John Locke und vollziehen seine Argumentation simulierend nach.
M 7Was ist Empirismus? – Eine Begriffsdefinition/ Lockes Schrift „über den menschlichen Verstand“ gilt als Programmschrift des Empirismus. Welche Konsequenzen hat sein Erkenntnismodell?

4./5. StundeDavid Hume: Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes

M 8David Hume: Sinneseindrücke und Vorstellungen / Als Anhänger einer empiristischen Grundposition gelten auch Hume einzig Sinneserfahrungen als Quelle möglicher Erkenntnis. Die aus Erfahrung gewonnenen Inhalte des menschlichen Geistes gliedert er in zwei Arten: Sinneseindrücke und Ideen.
M 9Zum Gewissheitsgrad der Mathematik und der Erfahrungswissenschaften / Mathematische Aussagen sind von intuitiver oder demonstrativer Gewissheit. Tatsachen indes sind nicht auf gleiche Weise verbürgt.
M 10Billardkugeln und Queue – Von der Unmöglichkeit einer genauen Vorhersage / Wer gut Billard spielen will, sollte lernen, mögliche Situationen in Gedanken durchzuspielen und zu antizipieren. Inwieweit ist das möglich?
M 11Zur Analyse der Kausalität / Hume ist skeptisch in Bezug auf das menschliche Erkenntnisvermögen. Alle Gültigkeit basiert auf der augenblicklichen Erfahrung. Auch das Prinzip der Kausalität beruht auf der gewohnheitsmäßigen Verknüpfung von Ursache und Wirkung. Sicher ist die Wirkung, die wir erfahren, nicht aber der Rückschluss auf eine davon unabhängig existierende Ursache.
M 12Warum ist Humes Position eine skeptizistische? – Eine Erklärung / Im Gegensatz zu Hume nimmt Locke eine eher skeptische Grundhaltung gegenüber dem menschlichen Erkenntnisvermögen ein.

6./7. StundeImmanuel Kant: Synthetische Urteile a priori

M 13Immanuel Kant: Die kopernikanische Wende der Philosophie / Unsere Erkenntnis richtet sich nicht nach den Gegenständen. Vielmehr schreibt unser Bewusstsein dem empirisch Gegebenen seine begrifflich-kategoriale Einordnung, Formen und Gesetze vor. Das ist die Wende Kants in der Erkenntnistheorie.
M 14Erkenntnisse a priori und empirische Erkenntnisse / Kant vollzieht damit den Perspektivenwechsel von der Metaphysik zur Transzendentalphilosophie. Sie untersucht die Möglichkeiten synthetischer Urteile a priori.
M 15Analytische und synthetische Urteile / Die Lernenden erarbeiten sich den Unterschied zwischen analytischen und synthetischen Urteilen.
M 16Anschauung und Begriff / Erkenntnis ist auf das Zusammenspiel von Anschauungen und Begriffen angewiesen. Sinnlich Gegebenes bedarf der begrifflichen Strukturierung, Begriffe bedürfen des sinnlich Wahrnehmbaren, sonst sind sie leer.
M 17Was ist Transzendentalphilosophie? – Begriffsklärung / Die Lernenden grenzen den transzendentalphilosophischen Ansatz Kants ab von Hume und Locke.

8./9. StundeLogischer Positivismus: Philosophie als logische Wissenschaft

M 18Logischer Positivismus: Philosophie als logische Wissenschaft / Welche unserer Aussagen sind überprüfbar? Welche bleiben vage? Deutlich wird, dass vor allem Aussagen, die sich auf die Zukunft beziehen, nur schwer verifizierbar sind.
M 19Verifizierbarkeit als Sinnkriterium – Hans Reichenbach / Die Verifizierbarkeit einer Aussage ist Voraussetzung ihrer Sinnhaftigkeit. Reichenbach setzt der unerfüllbaren Forderung nach Gewissheit die Fallibilität aller Erkenntnis entgegen.
M 20Wortbedeutung und Satzform – Rudolf Carnap / Carnaps Ziel ist es, durch logische Analyse der Sprache philosophische Probleme zu lösen. Seiner Überzeugung nach sind über die Empirie hinausgehende Sätze sinnlos.
M 21Scheinbedeutungen / Im Zuge seiner Analyse erweist sich die Metaphysik als sinnlose Disziplin. Sie arbeitet, so Carnap, mit zu vielen bedeutungslosen Worten.
M 22Was ist logischer Positivismus? – Begriffsdefinition / Die Lernenden vollziehen die Unterscheidung von Sinn in formallogischer und metaphysischer Hinsicht.

10./11. StundeKritischer Rationalismus – Karl Popper

M 23Karl Raimund Popper: Das Problem der Induktion / Ist der Schluss von Einzelbeobachtungen auf ein allgemeingültiges Gesetz zulässig? Die Lernenden wenden das von Popper skizzierte Induktionsproblem auf das Schwanenbeispiel an.
M 24Ausschaltung des Psychologismus / Welchen Bedingungen unterliegt der Forschungsprozess? Welchen Einfluss haben Umgebung und historischer Kontext des Forschenden auf das Ergebnis und dessen Interpretation?
M 25Abgrenzungskriterium / Welche Sätze gelten dem Positivismus als wissenschaftlich? Popper schlägt vor, die Falsifizierbarkeit einer Aussage durch Basissätze als Kriterium zu wählen.
M 26Was meint der Begriff „kritischer Rationalismus“? / Die Lernenden beziehen die Position des kritischen Rationalismus auf diejenige des logischen Positivismus. Deutlich wird, dass Popper die Geltung von Theorien durch Deduktion überprüft, während im logischen Positivismus nur Sinn hat, was auf logische Elementarsätze zurückgeführt werden kann.

12. StundeDie erkenntnistheoretischen Modelle im Vergleich

M 27Isaac Newton hatte eine Erkenntnis / In arbeitsteiliger Gruppenarbeit diskutieren die Lernenden aus der Perspektive der zuvor erarbeiteten Positionen, wie Newton zur Erkenntnis seiner Schwerkraftgesetze kam.

13./14. StundeKlausurvorschläge

M 28Von den Prinzipien der menschlichen Erkenntnis – René Descartes / Die Lernenden skizzieren die Position Descartes’ und vergleichen sie mit der erkenntnistheoretischen Position Lockes.
M 29Falsifizierbarkeit und Widerspruchslosigkeit – Karl Raimund Popper / Die Lernenden legen Poppers Position dar und vergleichen diese mit derjenigen des logischen Positivismus nach Carnap und Reichenbach.

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