Literarische Analysen des Verbrechens - Ideen und Materialien zu Friedrich Schiller: „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ und Ferdinand von Schirach: „Verbrechen“

Literarische Analysen des Verbrechens

Gymnasium

Deutsch

11. | 12. | 13. Klasse

9 - 12 Unterrichtsstunden

Beschreibung

Die Verbrechensliteratur wirft in besonderer Weise eine grundsätzliche Frage auf, die sich im Umgang mit Literatur immer stellt: Wem oder was dient sie – der Unterhaltung oder der Belehrung? Und wenn der Belehrung, mit welchen Absichten greift die Verbrechensliteratur in aktuelle Debatten ein, z. B. über Willensfreiheit, über die Gerechtigkeit der Strafjustiz oder über die Mitverantwortung der Gesellschaft? Ihre Schülerinnen und Schüler gehen diesen Fragen am Beispiel der populären Erzählungen von Ferdinand von Schirach, die 2009 unter dem Titel „Verbrechen“ erschienen sind, und der vielfach imitierten und adaptierten Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1786 nach. Schillers Erzählung ordnen sie dabei in die Epoche der Aufklärung ein.
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Kompetenzen

Dauer:9–12 Stunden + LEK
Kompetenzen:
  • Analyse eines aktuellen Bestsellers und einer Erzählung von Friedrich Schiller
  • Interpretation von Schillers Erzählung vor dem Hintergrund der Epoche der Aufklärung
  • Untersuchung von Rezensionen und Interpretationen der verschiedenen Erzählungen
  • Formulierung eigener Stellungnahmen zu zentralen Fragen der Interpretation
  • Vergleich von älterer und aktueller Verbrechensliteratur im Hinblick auf Anspruch, Zielsetzung und Erzählstruktur

Inhaltsangabe

Literarische Analysen des VerbrechensIdeen und Materialien zu Friedrich Schiller: „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ und Ferdinand von Schirach: „Verbrechen“

Stunden 1/2
„Jeder kann zum Mörder werden, wenn er nicht Glück hat“ – Ferdinand von Schirachs Erzählungssammlung „Verbrechen“ in der DiskussionM 1–M 4

Minimalplan

Den Kern der Einheit bilden die Stunden 3–9, die sich mit Schillers Erzählung befassen. Der Einstieg über die erste Geschichte aus der Erzählungssammlung von Ferdinand von Schirach wird aber empfohlen, weil der Text nicht nur leicht lesbar ist, sondern auch ohne Komplikationen zur Systematisierungsmöglichkeit (Detektiv- versus Kriminalgeschichte) überleitet. Die Aufarbeitung der zehn weiteren Geschichten von Schirachs ist fakultativ; sie kann auch im Rahmen von Referaten oder zusätzlichen Lernleistungen von einzelnen Schülerinnen und Schüler bzw. Schülerteams außerhalb des Unterrichts geleistet werden.

Stunden 1/2„Jeder kann zum Mörder werden, wenn er nicht Glück hat“ – Ferdinand von Schirachs Erzählungssammlung „Verbrechen“ in der Diskussion

M 1Einstieg / Lektüre des Vorworts der Erzählungssammlung von Schirachs; Formulierung eigener Leseerwartungen und Analyse des MottosDie Erzählung „Fähner“ / Begegnung mit der ersten Geschichte und Erstellen einer Inhaltsangabe in Einzelarbeit (EA); Austausch im Plenum (UG)
M 2Kriminal- oder Detektivgeschichte? / Einführung der begrifflichen Unterscheidung; Interpretation der Erzählung im Rückgriff auf das Motto (EA, UG)
M 3, M 4Ist das alles „wirklich“ so passiert? / Überleitung zur Hausaufgabe: Untersuchung der Kritik an von Schirachs Texten und seiner „Verteidigungsrede“
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler lernen ein aktuelles Beispiel der Verbrechensliteratur kennen und setzen sich mit von Schirachs literarischem (Wahrheits-)Anspruch auseinander.

Stunden 3/4Friedrich Schiller: „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ – Stationen einer Verbrecherkarriere

M 3, M 4Besprechung der Hausaufgabe / Abgleich der Ergebnisse; Reflexion und Diskussion über das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit (UG)
M 5Vorrede der Erzählung / Untersuchung von Schillers Vorbemerkungen zur Produktion und Rezeption bei der „Behandlung der Geschichte“ (UG); Bezug der Überlegungen („heiß“ oder „kalt“?) auf das eigene Leseverhalten
M 6, M 7Hausaufgabe / Lesen von Schillers Erzählung, Rekonstruieren des Lebenslaufs des Protagonisten und Vergleich mit dem historischen Sonnenwirt
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler analysieren die Absicht, die Schiller mit seiner Erzählung verfolgt, und sichern den Handlungsverlauf durch Erstellung eines Lebenslaufs des Protagonisten.

Stunden 5/6Orte der Handlung und Arten des Erzählens – Detailanalyse der Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“

M 6, M 7Besprechung der Hausaufgabe / Abgleich des rekonstruierten Lebenslaufs des Sonnenwirts (UG)
M 8Analyse und Interpretation I: die Handlungsorte / Deutung der Antithese der Handlungsorte „Stadt“ und „Wald“ (EA); Stellungnahme im Plenum (UG)
M 9Analyse und Interpretation II: Deutung einer Leerstelle / Warum gibt sich der Sonnenwirt zu erkennen? Füllen der Leerstelle am Ende der Erzählung (PA); Diskussion der Konsequenz für die Bewertung des Protagonisten (UG)
M 10Analyse und Interpretation III: die Erzählsituation / Untersuchung der Erzählstruktur und Herstellen einer Verbindung zu Schillers Vorbemerkungen
M 11Hausaufgabe / Lektüre eines Textes über die Lenkung des Lesers (Sympathie bzw. Antipathie) durch den Erzähler; Anwendung auf die Erzählungen
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler untersuchen die Erzählung im Hinblick auf die Symbolik der Handlungsorte und die Gestaltung der Erzählstruktur.

Stunden 7/8Schillers Erzählung als „rückwärtsgewandte Utopie“ oder als Ausdruck eines „wachsenden Individualismus“? – Zwei Interpretationen

M 11Sympathielenkung in Kriminalgeschichten / Besprechung der Hausaufgabe und Sicherung der Ergebnisse an der Tafel oder auf Folie (UG)
M 12Zusammenfassende Interpretation / Vergleichende Lektüre zweier Interpretationen der Erzählung; Vorbereitung eines eigenen Urteils (EA, UG)Transfer / Schriftliche Formulierung des eigenen Verständnisses der Erzählung, ausgehend von der Frage, ob die Gesellschaft positiv oder negativ und ob der Protagonist positiv oder negativ zu sehen ist (EA)
M 13, M 14Hausaufgabe / Lektüre des Nachworts zum „Pitaval“; Interpretation der Erzählung vor dem Hintergrund von Schillers Anthropologie; Einordnung der Erzählung in die Epoche der Aufklärung und Beurteilung ihrer Aktualität
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten und verschriftlichen ihr Verständnis der Erzählung und bilden sich ein Urteil über die Gesellschaft und den Protagonisten in der Geschichte.

Stunden 9/10Warum man Verbrechensliteratur liest – Paratexte untersuchen

M 13, M 14Die Erzählung im Kontext der Aufklärung / Besprechung der Hausaufgabe und Sicherung der Ergebnisse an der Tafel oder auf Folie (UG)
M 15Paratexte und ihre Funktion / Definition des Begriffs „Paratext“; Untersuchung der Erzählungssammlung mit Blick auf die dort verwendeten Paratexte und Reflexion über ihre mögliche Wirkung (PA, UG)
M 16„Verbrechen“ – Planung der weiteren Lektüre / Bildung von Teams (à 2 oder 3 Personen) zur arbeitsteiligen Lektüre der weiteren ErzählungenHausaufgabe / Lektüre der einzelnen Geschichten und Planung einer Präsentation der Ergebnisse in Partner- oder Gruppenarbeit (PA/GA)
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler ordnen Schillers Text der Epoche der Aufklärung zu, beurteilen seine Aktualität und untersuchen die Paratexte bei von Schirachs Sammlung.

Stunden 11/12Zehn weitere Geschichten – Präsentationen zu „Verbrechen“

M 16Präsentation / Vorstellung zehn weiterer „Stories“ von Schirachs aus dem Erzählungsband „Verbrechen“ in Partner- oder Kleingruppenarbeit; Präsentation jeweils zu den drei Aspekten: (1) Inhalt, (2) Sympathielenkung und (3) Anregungen zum Nach- und Weiterdenken in der ErzählungResümee und Ausblick / Abschließendes Gespräch über von Schirachs Erzählungen, auch im Vergleich zu Schiller; Überlegung, warum sechs Geschichten der Sammlung verfilmt worden sind; ggf. Vorbereitung eines Filmabends
Stundenziel: Die Schülerinnen und Schüler lernen zehn weitere Geschichten von Schirachs kennen und nehmen Stellung zu den Fragen: (1) Welche Unterschiede bestehen zwischen den Erzählungen Schillers und von Schirachs? (2) Bei wessen Text(en) bin ich als Leser stärker zum Weiterdenken gefordert? und (3) Was gefällt mir besser?

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